Was soll das? Chef kauft Unterhosen für 706,60 €
Billighöschen oder Teuerschlüpfer?
Eine kleine Geschichte über die Lust auf Geländewagen und die Frage, was der Kauf von Unterhosen mit Moral zu tun hat
Es ist schon wieder passiert! Und wieder war es auf dem Rückweg von der „Abenteuer & Allrad“ in Bad Kissingen, der mittlerweile größten Geländewagenmesse der Welt. Schon seit Jahren sind wir von TimeMAX dabei und machen hier einen Messestand.
Und wie auch in Jahren zuvor, war die „A & A“ wieder einmal trotz Regenwetters absolut großartig! Noch mehr Aussteller und Besucher aus aller Welt: Eine Lustreise in den Dreck.
Durch die starken Unwetter war besonders der Offroad Parcours so stark aufgeweicht, dass jede Testfahrt für die Messebesucher zu einer regelrechten Schlammschlacht wurde. Bleiben Sie bei uns, ganz zum Schluss dieser Geschichte zeigen wir Ihnen hierzu ein paar richtig schmutzige Fotos.
Ein echtes Highlight ist für unseren Chef jedes Jahr auch die Rückfahrt über die A7 zurück nach Hamburg, denn an der Ausfahrt Kirchheim in Nordhessen gibt es ein Trigema Testgeschäft. Kennen Sie die Firma Trigema? Trigema ist der wahrscheinlich letzte „echte“ deutsche Textilhersteller. Und „echt“ heißt hier: Nicht nur das Design und der Schnitt kommen aus Deutschland, auch die Fabriken, in denen produziert wird, sind hier bei uns. Eine billige Produktion in Asien gibt es nicht, alles kommt aus dem eigenen Land.
Die tagtägliche Jagd nach den vermeintlichen Schnäppchen
„Geiz ist geil!“ Wozu die Gier nach immer billigeren Produkten geführt hat, kann man gar nicht oft genug erzählen.
Welche Folgen hat „Geiz ist geil“ hier bei uns in Europa?
– Nicht nur in der Textilproduktion gehen die Arbeitsplätze verloren, auch die Hersteller der Web- und Nähmaschinen haben Aufträge und Kunden verloren. Die Folge war dann der Niedergang des ganzen Industriezweiges. Früher waren die deutschen High Tech Hersteller von Näh- und Webmaschinen einmal Weltmarktführer, jetzt sind sie fast verschwunden.
– Ex und hopp ist besonders bei Teenagern fast schon Standard. Maximal einige Monate tragen und dann weg damit ist besonders bei jungen Mädchen leider sehr beliebt! Durch die meist kurzlebigen Textilprodukte aus den Billiglohnländern wachsen die Müllberge: Und weil die meisten Textilien heutzutage aus Kunststofffasern produziert werden, entsteht zusätzlich auch noch ein nicht zu unterschätzendes Entsorgungsproblem: Die Kleidung ist nichts anderes als giftiger Plastikmüll!
– Bei uns in Deutschland haben wir sehr hohe Umweltstandards. Deutlich häufiger als anderswo in der Welt wird darauf geachtet, dass die Produkte für Mensch und Umwelt ungefährlich sind und auch nach der Benutzung fachgerecht entsorgt werden können. Wenn wir immer mehr unserer Produktion in den Rest der Welt auslagern, verlieren wir auch unsere mühsam erarbeiteten Standards. Was nützen die hohen Ansprüche, wenn es die Fabriken einfach nicht mehr gibt?
Und was passiert in den sogenannten Billiglohn-Ländern? Auch hier ein paar Beispiele
– Besonders in Südostasien haben sich in der Textilindustrie über die Jahrzehnte geradezu furchtbare Verhältnisse entwickelt. Die Menschen arbeiten unter Bedingungen, die bei uns unvorstellbar sind.
– Bei uns übliche Standards wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, sowie Fürsorge durch den Arbeitgeber und den Staat gibt es meist nicht. Wer krank wird hat einfach nur Pech gehabt!
– Noch einmal Arbeitsschutz und Umweltschutz: Die Arbeiter in den Fabriken sind in einigen Ländern Gefahren in einer Dimension ausgesetzt, die es bei uns nicht einmal zu Beginn der Industrialisierung gegeben hat. Besonders beim Färben von Textilien entstehen viele gefährliche Abfallprodukte. Sie werden oft ungefiltert in die Umwelt entsorgt.
Nicht nur wegen der erstklassigen Verarbeitung und der im Vergleich zu den Billigprodukten sehr langen Haltbarkeit ist das Geld wirklich gut angelegt. Hier geht es um viel mehr: Produkte, die im eigenen Land hergestellt werden, sichern nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Know How!
Und jetzt noch nicht zu vergessen die Moral der Geschichte: Wer es schafft, den Billigangeboten beim Textildiscounter auf Dauer zu widerstehen, tut wirklich etwas Gutes! Und zwar nicht nur für die Arbeiter hier in Deutschland und in Europa, sondern auch für die in Asien.
Auf der Internetseite von Trigema finden Sie die Adressen der sogenannten Testgeschäfte:
Streitbar, aber sehenswert sind auch die vielen Interviews mit Trigema-Chef Wolfgang Grupp. Seine Thesen zum “Standort Deutschland” wiederholt er auch vor laufenden Kameras immer wieder gerne. Wer bei Youtube “Wolfgang Grupp” eingibt findet viele Beispiele:
https://www.youtube.com/results?search_query=wolfgang+grupp
Jetzt noch, wie anfangs schon angekündigt, ein paar Eindrücke von der “Abenteuer & Allrad” in Bad Kissingen. Nächste Jahr sind wir wieder dabei!
Hier ein Link zu den außergewöhnlich robust gebauten Weltreisemobilen von Kerkamm. Schauen Sie sich die beiden Filme an:
http://www.weltreisemobile.de/