Unterbodenschutztest auf Schotterpisten
Eine wieder mal echt tolle Globetrottergeschichte von Andreas Bläse und seiner Frau Ute Vogel: Mit Ihrem Toyota HZJ 78 waren die beiden Weltreisenden von Oktober 2016 bis März 2017 auf der Arabischen Halbinsel unterwegs. Quer durch die Arabischen Emirate und das Sultanat Oman: 15.000 Kilometer Wüste, Sand und Schotterpisten.
Rums bums, rums bum: Echt schlimmer Schotterpisten-Film von der aktuellen Reise. Hunderte, wenn nicht gar tausende kleine und große Steine krachen bei so einer Tour gegen die Bodenbleche, die Achsen und in die Radhäuser.
Tolle Story, kurz und knapp erzählt und diesmal sogar mit einem kurzen Filmchen. Alles gut also, könnte man meinen.
Halt, stopp!
Was wir hier jetzt gezeigt haben, ist nur Teil 2, das “Happy End” sozusagen. So schön wie der Schluss war der erste Teil unserer Geschichte leider nicht! Warum das so ist?
Wir spulen jetzt zurück und gehen zurück auf Anfang. Ist schon ein paar Jahre her. Waren wir damals in Sachen Schotterpisten und Dauerbeschuss mit Steinen vielleicht doch noch etwas zu naiv?
Strapazen, die sonst kaum ein Auto erlebt: Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte der Toyota rund 100.000 Weltreise-Kilometer auf dem Buckel! Obwohl für die Einsatzbedingungen insgesamt noch gut erhalten, konnte man dem Wagen besonders am Unterboden die Kampfspuren ansehen: Verdichteter Sand in den Hohlräumen, leichter Rost und heftige Steinschlagschäden am Unterboden. Unsere Aufgabe: Rostschutz für den zweiten Lebensabschnitt!
Wir wussten was uns erwartet: Schon Monate vorher waren wir gewarnt worden: “Wenn der Andreas und die Ute vor der nächsten Reise zu Euch kommen, wird´s schwierig! Quer durch Asien bis nach Thailand. Und dann nur schlechte Straßen, Schotterpisten und Offroad! Was die mit ihrem Auto so machen, ist echt schlimm!”
So richtig glücklich waren wir mit der uns angedachten Aufgabe also nicht. Wie sollen wir so etwas denn bitteschön denn auch hinkriegen? 50 oder 60 Grad Celsius in der Taklamakan Wüste in Zentralasien bringen schließlich auch das beste Fett zum Schmelzen! Fast noch Schlimmeres hatten wir jedoch von den Schotterpisten erwartet. Große und spitze Steine, die über tausende Kilometer in die Radhäuser donnern: Ob das wirklich gut geht?
Wohl wissend, dass es schwierig wird, haben wir natürlich trotzdem losgelegt: Unser Plan: Das Beste was wir haben für den Toyota von Andreas und Ute. Unsere Hoffnung: Wenn´s wirklich funktioniert, werden es die beiden später bestimmt weiter erzählen!
So wie immer: Das Beste für bereits angerostete aber immer noch hart beanspruchte Geländewagen sah nach unserem damalige Wissen so aus: Nach dem Abstrahlen mit Trockeneis und der Rostentfernung haben wir den Unterboden mit TimeMAX COLOR behandelt. Eine Mischung aus einem alten Schiffsfarbenrezept und den Wirkstoffen aus unserem Fett. Großartiger Rostschutz und dann auch noch abriebfest bei Sand in der Wüste. Ein Produkt auf das wir wirklich stolz sind!
Hier zeigen wir Ihnen jetzt, wie wir damals beim ersten Besuch von Andreas Bläse vorgegangen sind.
…für unseren bislang hauptsächlich als Rostschutz und nicht als Steinschlagschutz eingesetzten Unterbodenschutz und die Fette eher aber leider eine Tour des Grauens.
Um es kurz zu machen, wollen wir hier jetzt nicht lange rumeiern. So richtig toll war´s wohl nicht. Eher “ausreichend” als “gut” oder “sehr gut”. Es ist passiert, was passieren musste: In der (wohlgemerkt im Schatten) rund 50 Grad heißen Taklamakan Wüste in Zentralasien lief dann doch so einiges an Fett aus den Hohlräumen. Längst nicht alles, wie man es von anderen Produkten kennt, aber trotzdem eine ganze Menge: Schön war das für die beiden wohl nicht.
Und der Unterboden? Die beiden “normal dick” aufgetragenen Schichten TimeMAX COLOR haben insgesamt gut gehalten. Aber auch hier gab es berechtigten Grund zum Meckern: An der Hinterachse und besonders in den Radhäusern waren so einige heftige Abplatzer zu sehen. Die umherfliegenden Steine hatten also doch deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Die Rostschutzbeschichtung war der harten mechanische Dauerbelastung also nicht gewachsen!
Das große Nachdenken…
Wie sagte es noch gleich ein schlauer Mann in irgend einem dicken Buch, dessen Titel wir leider grad vergessen haben: “Ohne den Druck der Evolution würden wir immer noch halb nackt auf den Bäumen sitzen und uns mit Steinen bewerfen!”
So wie es aussieht, braucht man für technische Weiterentwicklungen und eine echte Evolution manchmal leider auch Rückschläge. Mit dieser Erkenntnis im Kopf haben wir uns dann also hingesetzt und nachgedacht. Was können wir in Zukunft besser machen?
Ganz sicher sollten wir bei den Annahmen der Fahrzeuge noch deutlicher nachfragen. “Lieber Kunde: Was für Straßen und welche Klimazonen sind wirklich geplant? Und was ist Dir wichtiger: “High End Rostschutz mit Fett für die nächsten 20 Jahre, oder vielleicht doch besser ein temperaturbeständigeres Wachs, das nicht ganz so lange hält?”
Wir müssten dann bei der Gelegenheit natürlich auch mutig genug sein darauf hinzuweisen, dass Wachse bei alten Fahrzeugen, also direkt auf Rost, nicht so leistungsstark wie Fette sind. Kriegen wir das dann auch wirklich glaubhaft kommuniziert?
Und zum Thema Unterboden- und Steinschlagschutz: Was ist wichtiger: Langzeit-Rostschutz mit TimeMAX COLOR oder vielleicht doch besser aufgespritzte weiche Kunststoffe? Gegen Steine, die mit hoher Geschwindigkeit auftreffen, sind die Kunststoffe teilweise ja echt gut! Aus unserem Werkstattalltag wissen wir leider aber auch, dass viele dieser Kunststoffe einreißen und dann echt fies unterrostet werden.
… und unsere Erkenntnisse
Wie oben schon erwähnt: Bei älteren Geländewagen und Weltreisemobilen sollte man für den Hohlraumschutz auf jeden Fall trotz der eben erwähnten Nachteile besser Fett nehmen. Für Wachsprodukte sind die Hohlräume meist nicht nur zu stark verschmutzt, sondern auch viel zu rostig.
Schotterpisten: Neue Ideen beim zweiten Anlauf
Die 40.000 Kilometer quer durch Asien hatten es echt in sich: Da unser Hohlraumschutz im Rahmen durch Wüstensand und Flussdurchfahrten an einigen Stellen beschädigt war, wurden die Rahmenträger bei uns in der Werkstatt zunächst wieder mit heißem Wasser ausgespült. Nach dem Auspusten und dem Abtrocknen haben wir dann nochmals mit unserem Fett nachgearbeitet. In Gedanken an die Taklamakan Wüste in Zentralasien haben wir beim zweiten Mal aber deutlich weniger Material genommen.
Für Weltreisemobile: Der Extra Schutz für die Radhäuser und die Achsen
Beim Unterboden- und Steinschlagschutz sind wir wegen der außergewöhnlichen Beanspruchung jedoch anders vorgegangen.
Unterschied zum ersten Mal: Wir haben insgesamt nicht zwei, sondern vier Schichten aufgetragen. Die letzte sogar “extra dick”. Hierzu werden Sie demnächst bei uns ev. mehr lesen können. Vielleicht machen wir mit diesem extra dickem Material demnächst einen weiteren Test.
Für alle, die sich fragen, warum wir das mit “gründlichen Durchtrocknen” bei TimeMAX COLOR im Zusammenhang mit TimeMAX BODY grad nochmals erwähnt haben, kommt hier die Erklärung: Unser TimeMAX COLOR ist keine konventionelle Farbe. Es ist eine Mischung aus einem alten umweltfreundlichen Schiffsfarben-Rezept und den Wirkstoffen aus unserem Rostschutzfett.
Obwohl COLOR nach dem Abtrocknen eine ausgesprochen stabile und griff-feste Oberfläche bildet, ist es relativ elastisch. COLOR ist einkomponentig. In der Fachsprache sagt man hierzu auch “1 K”. Einen beigemischten Härter gibt es also nicht. Aus diesem Grund dauert es relativ lange, bis COLOR durch das Ausgasen der Lösemittel wirklich fest wird.
Diese Eigenschaft ist kein Nachteil, sondern tatsächlich gewollt: Nur weil das Material relativ lange weich ist, kann es in den oftmals nicht perfekt sauberen und rostigen Untergrund hineinkriechen.
Geschafft: Rostschutz und Steinschlagschutz im perfekten Zusammenspiel
TimeMAX BODY hingegen ist ein zweikomponentiges, ein “2 K” Produkt. Vor der Verarbeitung wird ein Härter beigemischt. Schon nach kurzer Zeit sorgt der Härter dafür, dass die Schutzschicht abbindet. BODY ist dann nicht nur fest, sondern auch “gasdicht”. Soll heißen: Es lässt die ausgasenden Lösemittel aus den unteren Schichten nicht mehr nach oben durch.
Wenn COLOR und BODY nacheinander aufgebracht werden, muss man also peinlich genau darauf achten, dass die sehr langsam aus dem COLOR entweichenden Lösemittel unseren bereits abgebundenen 2K-Steinschlagschutz nicht beschädigen. Wer hier zu wenig Geduld hat, bekommt schnell die Quittung, weil sich dann im Steinschlagschutz kleine Gasblasen bilden können.
Was haben wir dazu gelernt?
– Was nützt die beste Rostschutzbeschichtung für den Unterboden, wenn sie bei harten Offroad-Touren immer wieder beschädigt wird? Richtig: Nichts!
– Beim Einsatz in heißen Gegenden sollte für den Hohlraumschutz etwas weniger Fett oder alternativ sogar Wachs genommen werden. Dies gilt natürlich besonders im ohnehin schon heißen Motorraum. Wenn hier das Fett z. B. aus dem oberen Bereich der Stehwände oder aus der Haube auf den Kühler läuft, ist Frust vorprogrammiert. Genau dies aber war Andreas Bläse und seiner Frau damals in der Wüste passiert.
– Tipp für Selbstanwender: Dass die beiden Materialien auf einander funktionieren, hat viel mit Erfahrung und vor allem auch mit Geduld zu tun. Wenn mit TimeMAX COLOR in mehreren dicken Schichten begonnen wird, muss das Material ausgesprochen gründlich durchtrocknen. Dies gilt natürlich besonders für die unteren zuerst aufgetragenen Schichten, weil sie durch alles “was drüber ist” am schnellen Durchtrocknen gehindert werden.
Nehmen Sie also besser vier dünne, als zwei oder drei dicke Schichten. Lassen Sie die Schichten jeweils so lange antrocknen, bis die Lösemittel komplett ausgegast sind: Machen Sie eine Fingernagelprobe!
Relativ hohe Temperaturen (nicht weniger als 20 Grad), eine geringe Luftfeuchtigkeit und besonders Luftzug (Ventilator) wirken hier wirklich Wunder! Eine Faustregel für die Trocknungszeiten gibt es nicht. Wir haben jede Schicht COLOR zwei Tage trocknen lassen.
– Tragen Sie TimeMAX Body erst nach der Durchtrocknung ganz zum Schluss auf. Wegen des beigefügten Härters sind die Trocknungszeiten deutlich kürzer. Die einzelnen Schichten haben wir so verarbeitet: Eine Schicht morgens, eine Schicht abends und die letzte dann am Morgen des nächsten Tages. Mit dem Kantenschutz aus Fett haben wir dann nochmals einen Tag gewartet.
– Nehmen Sie beim Rostschutz mit Fett etwas weniger Material als üblich. Besonders in Motornähe und oben am Fahrzeug kann es durch die Hitze in der Wüste sonst ablaufen.
– Wie Sie weiter oben schon lesen konnten, wurden am Unterboden nur die besonders beanspruchte Bereiche (Radhäuser, Hinterachse) zusätzlich mit unserem Steinschlagschutz überarbeitet. Am Bodenblech haben wir wie zuvor auch “nur” mit TimeMAX COLOR gearbeitet. Zum Einen haben wir hier mit insgesamt vier Schichten dann aber deutlich mehr Material genommen, zum Anderen wurde die letzte Schicht dicker aufgespritzt. Da es auch bei dieser Vorgehensweise trotz der Schotterpisten keine sichtbaren Schäden gab, werden wir mit dem “dicken” (hochviskosen) COLOR weiter forschen.
Angedacht für die Zukunft ist eine zähflüssigere Variation von TimeMAX COLOR für den abschließenden Steinschlagschutz. Der Vorteil ergibt sich hier aus der relativ einfachen Handhabung: COLOR ist, wie schon erwähnt, einkomponentig: Das Beimischen eines Härters ist nicht nötig. Die extradicke aber dennoch elastische letzte Schutzschicht wäre somit auch für Selbstanwender leichter zu verarbeiten. Verständlich: Aus so einigen Telefonaten mit Kunden wissen wir nämlich, dass 2K Produkte wie BODY für viele einfach zu umständlich und aufwändig sind.
Sobald wir mit unserer neu angedachten 1K Lösung weiter voran gekommen sind, werden wir berichten. Vielleicht gibt es hierzu ja demnächst einen neuen Test. Hat vielleicht jemand Lust mitzumachen? Der Toyota von Andreas Bläse und seiner Frau fällt jetzt als Testobjekt ja aus.
Bläse/TimeMAX, Teil 2: Der Härtetest im Oman
Zum Schluss wurde dann doch noch alles gut! Nicht ganz ohne Stolz wollen wir Ihnen hier jetzt noch ein paar Fotos von dem zeigen, was unser Rost- und Steinschlagschutz beim zweiten Anlauf so alles überstanden hat. Deutlich mehr kann man natürlich auf der Internetseite von Andreas Bläse und Ute Vogel nachlesen. Es erwarten Sie sehr spannende Reiseberichte! Hier der Link zu der bislang letzten Reise quer durch das Sultanat Oman auf der Arabischen Halbinsel:
Den Schluss unserer Geschichte kennen Sie schon: Täterätä: Endlich gibt´s ein Happy End! Beim zweiten Versuch ist alles gut gegangen, unsere besondere Herangehensweise hat funktioniert: Dieses Mal gab es weder große Fettpfützen unterm Auto noch Abplatzer am Unterboden.
Zum Schluss noch ein paar Lesetipps für alle, die durch die Fotos von Andreas Bläse und seiner Frau Ute neugierig geworden sind: Schauen Sie sich www.heart-of-silkroad.de gerne etwas länger an.
Hier finden Sie nicht nur weitere atemberaubende Fotos, sondern auch spannende Reiseberichte. Wer Ähnliches plant, kann Andreas Bläse übrigens jetzt als Berater engagieren.
Auch hierzu gibt es seit kurzem eine Internetseite: www.expeditionsberatung.de